Neue Methoden in der Mediation
Die Qualität einer Mediation ist nicht nur von der Persönlichkeit und dem Selbstverständnis des Mediators bestimmt, sondern auch von der angewandten Methode. Neue Methoden der Mediation erweitern die Möglichkeiten, die Konfliktpartner zu unterstützen. Besonders die Transformative Mediation gewinnt immer mehr an Bedeutung.
Die lösungsorientierte Mediation
Bislang ist in Deutschland die so genannte lösungsorientierte Mediation am weitesten verbreitet. Sie durchläuft 5 Phasen, wobei in der letzten Phase eine Mediationsvereinbarung herauskommen soll.
Dieses Ziel kann zu einem gewissen Erfolgsdruck führen, sodass die Mediatoren eher geneigt sind, zu moderieren und zu intervenieren, um die Konfliktparteien auf den aus ihrer Sicht „richtigen“ Kurs zu bringen.
Das gut gemeinte Eingreifen kann es allerdings erschweren, die Konfliktparteien zu mehr Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit zu befähigen. Daher kann es sein, dass die gefundene Lösung gar nicht oder nur teilweise den Bedürfnissen der Konfliktparteien entspricht, ähnlich einem gerichtlichen Vergleich.
Die Transformative Mediation
Die Transformative Mediation ist vor etwa 20 Jahren bei wissenschaftlichen Untersuchungen in den USA zur Optimierung der Mediation hervorgegangen. Dieser Ansatz ist in Deutschland noch nicht so lange bekannt. Daher kann die Transformative Mediation als „neue“ Methode bezeichnet werden.
Die Mediatoren Prof. Robert A. Baruch Bush und Prof. Joseph P. Folger haben für ihre Herangehensweise erstmalig den Begriff „Transformative Mediation“ verwendet. Ihr 1994 erschienenes Buch „The Promise of Mediation – The transformative Approach to Conflict“ ist 2009 in der deutscher Übersetzung „Konflikt, Mediation und Transformation“ erschienen.
Dort geht es in erster Linie um die Befähigung der Konfliktparteien zu selbstständigem, eigenverantwortlichem und verständnisvollem Umgang mit ihren Bedürfnissen und Gefühlen und um die gegenseitige Anerkennung bzw. Wertschätzung. Dabei steht die Konfliktlösung nicht im Fokus, ist aber von den Konfliktparteien durchaus gewünscht und häufig auch das Ergebnis.
Ablauf einer transformativen Mediation
Die Mediatoren begleiten die Konfliktparteien in ihrem Gesprächsverlauf, ohne selbst die Richtung vorzugeben. Gefühlsausbrüche werden nicht unterdrückt, sondern konstruktiv zur Veränderung der Gesprächskultur genutzt. Die Mediatoren fassen den Stand der Diskussion im richtigen Moment zusammen und fördern so das Gespräch.
Mit ihrer Präsenz und ihrem Einfühlungsvermögen öffnen die Mediatoren den Raum, Emotionalität in Kraft und Klarheit zu verwandeln. Diese Erfahrung können die Konfliktparteien dann für rationale Lösungen nutzen. Sie erleben nach und nach, wie sie dabei sind, ihre Konflikte zu bereinigen, indem sie ihre Verhaltensstrukturen ändern (transformieren). In der Praxis sind nur wenige Sitzungen nötig, um dieses Ziel zu erreichen.
Falls die Konfliktparteien eine juristisch fundierte Regelung wünschen, kann sie von einem externen Rechtsanwalt erarbeitet werden, aber auch vom Mediator selbst, wenn er Rechtsanwalt ist.