Mediation — die Alternative zum Streiten
Streiten ist teuer und Kräfte zehrend, Mediation (Vermittlung) kann eine Alternative zum Streiten sein. Sie kann sogar parallel zu laufenden Gerichtsverfahren begonnen werden und damit den weiteren Verlauf der gerichtlichen Auseinandersetzung positiv beeinflussen.
Gerichtsbeschluss oder eigene Entscheidung?
Im Trennungsstreit geht es häufig darum, dem anderen durch das Gericht als neutraler Stelle bescheinigen zu lassen, dass er im Unrecht ist. Er soll für sein Verhalten gerade stehen und gegebenenfalls das zahlen, was er nach dem Gesetz schuldet. Man kann und will mit ihm nicht oder sogar nie mehr reden. Man meint, das Gericht würde einem alles, was einem „von Rechtswegen“ zusteht, auch zusprechen.
Nur selten wird diese Erwartung erfüllt. Im Familienrecht werden meistens Billigkeitsentscheidungen getroffen, die irgendwo zwischen den widerstreitenden Positionen liegen. Oft schließen die Konfliktpartner nur aus Angst vor weiteren Kosten einen Gerichtsvergleich. Schließlich kann niemand mit letzter Sicherheit einschätzen, wie die nächste Instanz entscheidet. Diese aus Not geschlossenen Vergleiche passen niemandem so recht und führen daher auch zu keiner Befriedung des Konflikts
Jeder, der einen komplizierten Rechtsstreit gerichtlich ausgefochten hat, wird bestätigen, wie nervenaufreibend und kostenträchtig der Prozess war. Deshalb sollte dieser Weg erst beschritten werden, wenn es keine Alternative mehr gibt.
Was spricht für die Mediation?
Warum sollte ein Richter besser wissen, was für einen gut ist, als man selbst? Warum sollte man seine eigenen Dinge in die Hände von Dritten legen, nur, weil man den früheren Partner gerade nicht leiden kann? Die Auflösung einer Ehe ist kompliziert und oft auch in finanzieller Hinsicht heikel. Dazu benötigt man einen klaren Kopf. Wut, Ärger und Traurigkeit sind da schlechte Berater.
Speziell ausgebildete Mediatoren unterstützen die Konfliktparteien, wieder ins Gespräch zu kommen und eigenverantwortlich ihren Konflikt beizulegen. Oft sind die vorhandenen Ressourcen durch das Trennungsgeschehen und die gegenseitigen Verletzungen verschüttet. Der Mediator kann dabei helfen, sie wieder freizulegen. Dann können die Konfliktparteien sich selbst und den anderen mit seinen Gefühlen, Ängsten und Bedürfnissen wahrnehmen. Schließlich können sie selbstbestimmt handeln, ohne von Ressentiments daran gehindert zu sein. Sie müssen sich dann auch nicht länger durch leidige Gerichtsbeschlüsse oder erzwungene Vergleiche gängeln lassen.
Wie viele Sitzungen sind nötig?
Mediation muss nicht in endlos lange Sitzungen ausarten. Oft führt das finanziell und zeitlich zu einer erheblichen Belastung der Konfliktparteien, ohne dass am Ende ein Ergebnis erzielt wird. Je nach Methode und Mediator sollten unabhängig vom jeweiligen Konflikt ein bis zwei Termine ausreichen, um die Konfliktparteien in die Lage zu versetzen, ihren Konflikt zu lösen.
Kosten der Mediation
Die Kosten sind frei auszuhandeln und beruhen auf dem Kosten bzw. Stundensatz der Mediatoren, der teilweise bei 80 € liegen kann, in der Regel aber zwischen 150 – 300 € beträgt. bei Wirtschaftsmediationen werden durchaus Stundesätze von 500 € oder Tagessätze von 2.800 € berechnet.
Teilweise berechnen Vereine und soziale Einrichtungen einen Prozentsatz vom Einkommen der Konfliktparteien oder begnügen sich mit einer Spende.
Allerdings gilt: Lange, kostengünstige oder gar kostenlose, aber erfolglose Sitzungen sind teurer, als hohe Stundensätze bei ein bis zwei erfolgreichen Sitzungen über ca. 2-3 Stunden.
Mediation – Praxis in anderen Ländern
Die Mediation ist in den USA, Australien und England seit langem verbreitet. Sie muss oft als Vorstufe durchlaufen werden, bevor die Parteien die Gerichte anrufen dürfen. Die Mediation hat sich dort als ein sehr erfolgreiches Verfahren herausgestellt und dürfte in diesen Ländern inzwischen die gerichtliche Konfliktbeilegung überflügelt haben.
Mediation in Deutschland
Seit dem 21.7.2012 ist das Mediationsgesetz in Kraft. Es dient der rechtlichen Stärkung und Förderung der Mediation als Verfahren der Konfliktbeilegung. Nach und nach gewinnt die Mediation in Deutschland immer mehr Anhänger. Es spricht sich herum, dass sie versteckte Ressourcen bei den Konfliktparteien freilegt und im Gegensatz zum Urteil oder gerichtlichen Vergleich zu einer selbstbestimmten und nachhaltigen Konfliktbeilegung führt. Die Anwaltskammern, etwa die Anwaltskammer Berlin führen Verzeichnisse über Rechtsanwälte, die als Mediator qualifiziert sind. Weiter haben sich der Bundesverband Mediation und die Bundes-Arbeitsgemeinschaft für Familien-Mediation gegründet, die sich um Ausbildung und Vermittlung geeigneter Mediatoren kümmern.
Warum wir die Mediation anbieten
In unserer langjährigen Praxis sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass Urteile oder gerichtliche Vergleiche selten eine nachhaltige Lösung bieten. Oft sind beide Konfliktparteien mit der Entscheidung unzufrieden und gehen in die nächste Instanz. Wenn es dort zu einem Vergleich kommt, ist oft nur ein sachlicher Teilbereich geregelt. Außerdem sind die Streitparteien mit dem Ergebnis selten zufrieden. Das kann dann zu jahrelangen Verwerfungen führen, unter denen alle Beteiligten leiden, oft bis in die nächsten Generationen.
Deshalb haben wir uns entschlossen, interessierten Konfliktparteien die Mediation anzubieten. Als Rechtsanwälte sind wir in der Lage, die Einigung der Parteien in rechtlich fundierten Trennungs- und Scheidungsfolgenvereinbarungen festzuhalten und für die notarielle Beurkundung vorzubereiten.
Da die Mediationstechniken jenseits des jeweiligen Rechtsgebietes wirken, können wir nicht nur im Rahmen einer Scheidung, sondern bei Konflikten jeglicher Art eine zielführende Mediation durchführen. Nach unserer Erfahrung kommt es bei einem Konflikt weniger auf die zugrundeliegenden Rechtsfragen und Rechtsverhältnisse an, sondern auf die zugrundeliegenden Verhaltensstrukturen.
Skepsis der Rechtsanwälte gegenüber der Mediation
Viele Rechtsanwälte stehen der Mediation skeptisch gegenüber und betrachten sie als Konkurrenz zur eigenen Tätigkeit. Sie sollten bedenken, dass hoch konflikthafte Gerichtsverfahren in den seltensten Fällen ökonomisch geführt werden können.
Selbst, wenn am Ende ein hohes Honorar anfällt, sind Arbeitsaufwand, mentaler Einsatz und Haftungsriskio des Rechtsanwalts selten adäquat abgegolten.
Aufwändige und hoch streitige Prozesse blockieren wertvolle Kapazitäten des Rechtsanwalts und können Kreativität, Lebensgefühl und Lebenserwartung erheblich beeinträchtigen.
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